Es kommt
nicht oft vor das man in seinem Sammlerleben etwas
Signifikantes und Einmaliges findet. Die meisten wenn auch
sehr seltenen Auszeichnungen können zumeist zu einem
späteren Zeitpunkt wiedergefunden werden.
Abbildung
1: Avers der Offiziersauszeichnungen
Dieses
Pärchen wurde vor Kurzem von einem Münzenhändler
veräussert. Das Linke ist ein echt goldenes Kreuz, das
Rechte eine bronze vergoldete Medaille. Es ist erschreckend
zu wissen, dass das Kreuz bereits zum Einschmelzen
verurteilt war, als der Händler es sich zum Glück anders
überlegte und es zum Verkauf anbot.
Es
handelt sich bei dem Kreuz um das kgl. Württembergische
goldene Ehrenzeichen für den Feldzug in 1815. Dieses
Ehrenzeichen wurde von König Friedrich I. am 3. July 1815
und Verkündigung am 8. July 1815 mit folgendem Wortlaut
gestiftet:"...entschlossen, für diejenigen, die sich
in dem gegenwärtigen Feldzuge auszeihcnen, eine besondere
Decoration in 3 Klassen zu bestimmen, wovon die erste einem
goldenen Kreuz mit der Aufschrift: Für Tapferkeit und Treue
1815"; die zweite in einem ebensolchen Kreuz von Silber,
die dritte in der gewöhnlichen silbernen Verdienst=Medaille,
besteht und welche in allen 3 Classen an einem dreifarbigen,
roth, gelb und schwarzen Bande getragen wird"
Der
relativ kurze Feldzug gab nur wenig Gelegenheiten die
Ehrenzeichen zu verleihen. So wurde nur vereinzelt das
goldene and Offiziere und silberne Kreuz and Unteroffiziere
verliehen. Insgesamt sind nur 52 Verleihungen des Silbernen
Ehrenzeichens und 59 Verleihungen der Ehrenmedaille 1815
bekannt geworden.
Zu der
Zeit als Dr. Waldemar von Hessenthal und Georg Schrieber ihr
monumentales Werk schrieben war eine Existens des Goldenen
Ehrenzeichens unbekannt. Nur ein Exemplar des Silbernen
Ehrenzeichens in der Sammlung Schreiber selbst und ein
Zinnabschlag im staatlichen Stuttgarter Münzkabinett war
noch bekannt.
Die
Werkzeuge für die Herstellung der Ehrenzeichen sind von dem
Werkzeugmacher Johann Ludwig Wagner (1773-1845) in
Stuttgart, der auch die Werkzeuge für die
Militärverdienstmedaille und die Ehrenmedaille von 1814
lieferte, gefertigt worden.
Das Kreuz
hat matte Arme mit einem glatten Rahmen und zeigt die
Inschrift: " DER TAPFERKEIT UND TREUE". Das runde
Kreuzzentrum ist Bestandteil des Kreuzes, misst 14 mm im
Durchmesser. Es zeigt die gekrönte Chiffre des Württembergischen
Königs "FR" und das Jahr 1815. Der Goldgehalt
scheint 20 Carat zu sein und ist somit sher weich.
Die
Rückseite des Kreuzes ist einfach glatt gehalten und hat an
seiner Spitze eine rechteckige Bandringöse. Durch diese ist
ein rotgoldener Ring gezogen, der aus Banddraht eines
schlechterem Goldmaterials gefertigt ist. Das Kreuz in
seiner Gesamtheit hängt an einem zeitgenössichem
Seidenband.
Das Band
ist 36 mm breit und ist den gelb, schwarz und rot gestreift.
Es ist an den Enden zusammengenäht.
Das Kreuz
wiegt inklusive des Bandes 21.4 g und ist 35 x 35 mm gross.
Ich
konnte nur ein anders Belegexemlpar in dem in 2003
erschienenen Werk von Ulrich Klein und Albert Raff auf Seite
75 finden.
Nachstehend
die Liste der Beliehenden:
General
Friedrich Graf von Franquemont
Generalleutnant
von Döring
Generalmajor
Friedrich Wilhelm von Wimpfen
Generalmajor
Ludwig Friedrich von Stockmayer
Generalmajor
Carl August von Jett
Generalmajor
August von Hügel
Generalmajor
Prinz Carl von Hohenlohe-Kirchberg
Generalmajor
Friedrich von Brand
Oberst
Wilhelm Graf von Bismarck
Oberst
Ferdinand Friedrich von Bartruff
Oberst
Joseph Conrad von Bangold
Oberst
Carl Wilhelm Graf von der Lippe
Oberst
Imanuel Abraham von Schröder
Oberst
Ludwig von Gaisberg
Oberstleutnant
von Seidenberger
Oberstleutnant
Wilhelm von Moltke
Oberstleutnant
Ludwig Wilhelm Graf von Gräveniz
Secondelieutenant
Lorenz von Buck
Secondelieutenant
Ferdinand August von Finkh
Abbildung
2: Avers des Golden Ehrenzeichens mit Band
Abbildung
3: Detail des Avers des Golden Ehrenzeichens
Abbildung
4: Detail des Revers des Golden Ehrenzeichens
Die
Medaille ist die Kgl. Württembergische
Militärerinneringsmedaille für den Krieg von 1793 bis
1815. Dieses Ehrenzeichen wurde von Köng wilhelm I. am 1.
Januar 1840 für alle Offiziere, Militärbeamten,
Unteroffiziere und Mannschaften gestiftet, die in
Württembergischen Dienste standen und an einem Gefecht im
Kriege teilgenommen hatten bzw. eine Feindesgrenze
überschritten hatten. Die folgenden Jahre wurden als
Einzelgefechte anerkannt und sind auf der Rückseite der
Medaille vermerkt: 1793, 1794, 1795, 1796, 1799, 1800, 1805,
1806, 1807, 1809, 1812, 1813, 1813/1814 and 1815.
Theoretisch koennten somit 14 verschiedene Medaillen
gefertigt worden sein. Medaillen, die mehr als 12 Gefechte
zeigen sind nicht bekannt.
Die
Werkzeuge fuer die Medaille wurden von Gottlob August
Dietelbach (*1806) gefertigt. Die Medaillen wurden in der
Stuttgarter Münze aus eroberter Geschützbronze geprägt.
Dietelbach arbeitete in der Stuttgarter Münze von 1837 bis
zu seinem Tod in 1870. Es sind mindestens zwei
Werkzeugvarianten bekannt. Die erste Varinate prägte ein
Rückseitenbild mit kleinem Schild und einem aus 30
kleineren Blättern bestehenden Lobeerkranz. Das
"W" innerhalb des Kranzes ist der große Typ.
Diese
Medaille zeigt als der zweite Typ das kleinere "W"
innerhalb eines Lobeerkranzes aus 20 Blättern. Sie zeigt
ausserdem das Stempelschneiderzeichen "A.D." auf der
Schleife des Kranzes - August Dietelbach. Dieser Typ soll
der Spätere sein, der auch als Ersatz für verlohren
gegangende Stücke verwendet wurde. Das Werkzeug des ersten
Typs wird wahrscheinlich durch das stetige Benutzen und
Abnutzen gebrochen sein und musste daher ersetzt werden.
Auf der
Medaillenrückseite befindet sich ein Schild das von Hunde-
oder Löwenköpfen in den oberen Ecken sowie einer
Blätterkrone in der Mitte überhöht wird. Die Beschriftung
"für/treuen Dienst/in/zwei/feldzügen." ist
mittig aufgebracht. Die Buchstaben scheinen beim zweiten Typ
etwas größer als beim Ersten zu sein. Der zweite Typ zeigt
weiterhin keinen Punkt als Beschriftungsabschluss. Hinter
dem Schild sind zwei gekreuzte Schwerter angebracht, die
nach unten zeigen.
Die
Medaille mist 30 mm in Durchmesser und ist vergoldet. Das
Vergolden von Medaillen war eine normale Sache in diesen
Tagen, da sie vor dem Oxidieren und Anlaufen der Medaille
schützte und wurde normalerweise vom Beliehenden auf eigene
Kosten veranlaßt.
Der
Bandring ist an der an die Medaille gelötete Bandringoese
befestigt. Das so befestigte rote Band mit 3 schwarzen
Streifen ist aus Seide gefertigt und ist 33 mm breit.
9796
Kriegsveteranen bekamen die Medaille fuer zwei Feldzüge vor
November 1840. Insgesamt wurden in allen Varianten 26686
Medaillen vergeben. Alle Medaillen wurden mit entsprechenden
Urkunden verliehen, die die exakten Gefechtsjahre festhalten.
Figure 4: Reverse of
the pair of Officer’s awards
Von den
22 oben gelisteten Beliehendes des Goldenen Ehrenzeichens
scheint nur einer die Medaille für nur zwei Feldzüge
erhalten zu haben. Die Meisten nahmen an deutlich mehr
Feldzügen teil, wie durch die Verteilung der Dienstgrade
leicht zu erahnen ist. Oberstleutnant Molke jedoch nahm nur
in dem Gefechten der Fledzüge von 1814 und 1815 teil. Ist
daher durchaus möglich, das die beiden Ehrenzeichen die
seinen sein könnten.
Wilhem
von Moltke erblicke das Licht der Welt am 25. September 1791
in Schwerin. Er startete seine militärische Kariere am 26.
September 1807 als Secondelieutenant. Mit seinem wohl
letzten Dienstgrad als Oberst (26. September 1830) verlief
sein Werdegang wie folgt: Oberleutnant 27. Februar 1810,
Hauptmann 2.Klasse 28. Juni 1812, Hauptmann 1. Klasse 29.
Januar 1813, Major 3. Juni 1813 und Oberstleutnant 12. Juni
1814. Er wurde mit den folgenden Auszeichnungen beliehen:
Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens
am 8. Februar 1814, Goldenes Ehrenzeichen für das Gefecht
bei Brienne am 1. Februar 1814, Goldenes Ehrenzeichen für
das Gefecht bei Paris am 30. März 1814, die
Württembergische Dienstauszeichung 1.Klasse für Offiziere
sowie den russischen St. Anna Orden 2. Klasse. Er war in
1836 Kommandeur des 2. Kavalerieregimentes.
Falls es
sich tatsächlich um v. Moltke's Auszeichnungen handeln
sollte ist es ein Wunder, dass sie bis heute überlebt haben.
Es ist sicherlich Schade, dass die anderen Auszeichnungen
nicht mehr vorhanden sind, jedoch leicht erklärlich, da es
sich bei den meisten um rückgabepflichtige Orden handelte.
Die Provinienz ist nicht 100%ig sicher, sie scheint jedoch
basierend auf den zur Zeit vorhanden Fakten wahrscheinlich.
© A. Schulze Ising, XI/07
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