Als
ernsthafter Sammler von Orden und Ehrenzeichen sind vor
allem Reisen in weit entfernte Länder ganz besonders gut zu
plannen, da man hier die Möglichkeit hat ganz besondere
Stücke nicht nur in Sammlungen sondern auch in ganz
speziellen Museen zu sehen. Die extremen Entfernungen vor
allem in den USA verlangen von daher eine
generalstabsmässige Plannung, da man sehr schnell
feststellen wird, das die Massstäbe auf den Karte der
Leihwagenfirmen einem leicht zu überwindene Distanzen
vorgauckelen. Ein Fahrt von Washington, DC, nach Louisville,
KY, sieht zwar wie eine Spritztour von Berlin nach Hannover
aus, dauert aber in amerikanischer Echtzeit bei 55 mph auf
dem sogenannten Interstate gute 10 Stunden - das sind
tatsächlich nur 88,6 km/h auf meist voll ausgebauten und
breiteren Strassen wie man sie auf den
Hochgeschwindigkeitsautobahen in Deutschland findet!
Glücklicherweise
kannte ich diesen Umstand durch diverse Reisen zu guten
Freunden und Sammlerkollegen vor allem in die Oststaaten der
USA.
Für
dieses Museeum benötigte man damals einen Termin, da man
pro Tag nur einer ausgewählt kleinen Gruppe Eintritt
gewährte; war doch das Hillwood Museeum die ehemalige
Privatresidenz der Familie Post. Marjorie
Merriweather Post, deren Familie durch die Erfindung der
Frühstücksflocken
zu Reichtum gekommen, erwarb den Ansitz in 1955 und
entschied recht bald ihn in ein Museeum umzuwandeln. Der
perfekt Platz Ihre Sammlung von russischen Antiquitäten
auszustellen, die Sie in den 30er Jahren als Gattin des US
Botschafters in der Soviet Union, Joseph E. Davies,
zusammentragen konnte.
So
findet man hier inmitten von Gemälden, Skulpturen, Gold- und Silberarbeiten eine unglaubliche
Auswahl von russischen Orden.
Nachdem
ich, wie in den meisten Fällen
bei Besuchen von öffentlichen
und privaten Sammlungen in den USA, einen kurzen Film über
mich ergehen lassen musste - hier jedoch ausnahmsweise mal
hoch interessant - erwarb ich vor der geführten
Tour eine kleine Brochure: "Fabergé at Hillwood",
in der es wie folgt hieß: "Fabergé was not among the
firms that regularly produced orders of merit, but the
Hillwood collection includes a rare insignia of distinction
in Agriculture (Fig 28), its badge enameled in striking
bright green color. Nicholas II presented it in 1915 to
Evgenia Lazareva, who donated her husband's stud farm to the
empire to help improve the breed of horses in Russia. The
horses from this racing stable were later evacuated to
Poland in late 1918 or early 1919, and Madame Lazareva
donated them to the Polish government in 1920."
(Faberge gehörte
nicht zu den Firmen die normalerweise Ordensdekorationen
anfertigten. Die Hillwoodsammlung beinhaltet jedoch einen
Orden für
Agrarverdienste (Fig 28), die Dekoration in grünem
Email ausgeführt.
Nikolaus II. verlieh dieses an Evgenia Lazareva in 1915 dafür,
dass Sie das Gestüht
ihres Mannes für
die Zucht besserer Pferde in Russland stiftete. Ihr
Rennpferdstall wurde zuerst in entweder 1918 oder 1919 nach
Polen evakuiert, dann aber in 1920 der Polnischen Regierung übereignet.)
Hillwood
Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen
Fig.
28 (top) INSIGNIA OF DISTINCTION IN AGRICULTURE 1913;
Gold, enamel, silk H. 2½in. (6.4 cm), W. 1¾ in. (4.5 cm);
18.68 Nicholas II awarded this honor
to Madame Lazareva in 1915, after she donated her stud
horses to the empire to improve the nation's breeding
stock."[1]
Diese
extrem seltene Ordensdekoration war in der Tat Bestandteil
der permanenten Ausstellung und war zwischen vielen
wunderschönen Orden und Kunstgegenständen im sogenannten Ikonenraum
des Hillwood Museeums ausgestellt:
Hillwood
Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen
Trotz
der Reizüberflutung durch hier ausgestellte St.Andreas,
Alexander Nevsky, Georg, Wladimir, Katerina und Anna Orden
mit und ohne Brillanten, Perlen und Rubinen, für Christen
und Nicht-Christen blieb mir das kleine grüne Kreuz am
frischesten in Erinnerung, nicht wissend, dass ich ca 10
Jahre später mal ein ähnliches besitzen würde. Meine
2.Klasse war wie dieses zwar aus Silber aber auch in der
Petersburger Werkstatt von Fabergé gefertigt wie diverse
Punzen auf dem Stück zeigten:
Endlich
in 2010 war es mir nun möglich mein Stück mit dem sich in Hillwood
befindlichen zu vergleichen. Mein besonderer Dank geht hier
an die freundlichen Experten in Hillwood! Es zeigte sich
eindeutig, dass beide Stücke nicht nur aus der selben
Werkstatt, aber sogar aus dem identischen Werkzeug stammen.
War die zweite Klasse in Silber mit diversen Hertsteller-,
Feingehalts- und Jahresmarken auf der Agraffe und dem Kreuz
versehen,zeigten sich diese bei der ersten Klasse nur auf
der Rückseite der Agraffe. Nachfolgend eine detailierte
Abildung des echt goldenen Kreuzes:
Hillwood
Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen
Interessanter
Weise befinden sich beide Ordenskreuze an einem echt
seidenen Band.
Nachfolgend
eine Urkunde für die Verleihung der zweiten Stufe an Wera
Valerianonva am 27. Februar 1914:
Der
Orden wurde am 14. February 1913 in drei Klassen gestiftet.
Die erste Klasse wie oben abgebildet wurde 15 mal verliehen,
die zweite Klasse 117 mal und die dritte Klasse, eine
silberne Medaille, welche das Kreuz des Ordens in Emaile auf
der Vorderseite zeigt, 68 times. Alle Klassen zeigen auf der
Rückseite die Inschriften:" 21. Februar 1913"
sowie:"Für Verdienst in der Landwirtschaft"
Nachfolgend die
Abbildungen der Verdienstmedaille:
[1]
Fabergé at Hillwood; by Anne Odom, The Hillwood Collections
Series, 1996, page 56.
[2]
Silver Merit medal as offered at Künker Auktion 265,
September 26, 2015
© A. Schulze Ising, II/2013
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