German English    

Der Russische Agrarverdienstorden von 1913
 

Als ernsthafter Sammler von Orden und Ehrenzeichen sind vor allem Reisen in weit entfernte Länder ganz besonders gut zu plannen, da man hier die Möglichkeit hat ganz besondere Stücke nicht nur in Sammlungen sondern auch in ganz speziellen Museen zu sehen. Die extremen Entfernungen vor allem in den USA verlangen von daher eine generalstabsmässige Plannung, da man sehr schnell feststellen wird, das die Massstäbe auf den Karte der Leihwagenfirmen  einem leicht zu überwindene Distanzen vorgauckelen. Ein Fahrt von Washington, DC, nach Louisville, KY, sieht zwar wie eine Spritztour von Berlin nach Hannover aus, dauert aber in amerikanischer Echtzeit bei 55 mph auf dem sogenannten Interstate gute 10 Stunden - das sind tatsächlich nur 88,6 km/h auf meist voll ausgebauten und breiteren Strassen wie man sie auf den Hochgeschwindigkeitsautobahen in Deutschland findet!

Glücklicherweise kannte ich diesen Umstand durch diverse Reisen zu guten Freunden und Sammlerkollegen vor allem in die Oststaaten der USA.

in 1997 sollte der USA Besuch neben des Besuches des Jahrestreffens der OMSA in Philladelphia, PA, und der 7 Wochen später stattfindenden Max Show in Monroeville, PA, von einem in im Journal der Orders and Medals Society of America beschriebenen Museum im Rock Creek Park bei Washington, DC, gekrönt werden.

Für dieses Museeum benötigte man damals einen Termin, da man pro Tag nur einer ausgewählt kleinen Gruppe Eintritt gewährte; war doch das Hillwood Museeum die ehemalige Privatresidenz der Familie Post. Marjorie Merriweather Post, deren Familie durch die Erfindung der Frühstücksflocken zu Reichtum gekommen, erwarb den Ansitz in 1955 und entschied recht bald ihn in ein Museeum umzuwandeln. Der perfekt Platz Ihre Sammlung von russischen Antiquitäten auszustellen, die Sie in den 30er Jahren als Gattin des US Botschafters in der Soviet Union, Joseph E. Davies, zusammentragen konnte.

So findet man hier inmitten von Gemälden, Skulpturen, Gold- und Silberarbeiten eine unglaubliche Auswahl von russischen Orden. 

Nachdem ich, wie in den meisten Fällen bei Besuchen von öffentlichen und privaten Sammlungen in den USA, einen kurzen Film über mich ergehen lassen musste - hier jedoch ausnahmsweise mal hoch interessant - erwarb ich vor der geführten Tour eine kleine Brochure: "Fabergé at Hillwood", in der es wie folgt hieß: "Fabergé was not among the firms that regularly produced orders of merit, but the Hillwood collection includes a rare insignia of distinction in Agriculture (Fig 28), its badge enameled in striking bright green color. Nicholas II presented it in 1915 to Evgenia Lazareva, who donated her husband's stud farm to the empire to help improve the breed of horses in Russia. The horses from this racing stable were later evacuated to Poland in late 1918 or early 1919, and Madame Lazareva donated them to the Polish government in 1920." (Faberge gehörte nicht zu den Firmen die normalerweise Ordensdekorationen anfertigten. Die Hillwoodsammlung beinhaltet jedoch einen Orden für Agrarverdienste (Fig 28), die Dekoration in grünem Email ausgeführt. Nikolaus II. verlieh dieses an Evgenia Lazareva in 1915 dafür, dass Sie das Gestüht ihres Mannes für die Zucht besserer Pferde in Russland stiftete. Ihr Rennpferdstall wurde zuerst in entweder 1918 oder 1919 nach Polen evakuiert, dann aber in 1920 der Polnischen Regierung übereignet.)

 

Russischer Agrarverdienstorden aus Fabergé at Hillwood

Hillwood Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen

 

Fig. 28 (top) INSIGNIA OF DISTINCTION IN AGRICULTURE 1913; Gold, enamel, silk H. 2½in. (6.4 cm), W. 1¾ in. (4.5 cm); 18.68 Nicholas II awarded this honor to Madame Lazareva in 1915, after she donated her stud horses to the empire to improve the nation's breeding stock."[1] 

 

Diese extrem seltene Ordensdekoration war in der Tat Bestandteil der permanenten Ausstellung und war zwischen vielen wunderschönen Orden und Kunstgegenständen im sogenannten Ikonenraum des Hillwood Museeums ausgestellt:

 

Ikonenraum des Hillwood Museeums

Hillwood Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen

 

Trotz der Reizüberflutung durch hier ausgestellte St.Andreas, Alexander Nevsky, Georg, Wladimir, Katerina und Anna Orden mit und ohne Brillanten, Perlen und Rubinen, für Christen und Nicht-Christen blieb mir das kleine grüne Kreuz am frischesten in Erinnerung, nicht wissend, dass ich ca 10 Jahre später mal ein ähnliches besitzen würde. Meine 2.Klasse war wie dieses zwar aus Silber aber auch in der Petersburger Werkstatt von Fabergé gefertigt wie diverse Punzen auf dem Stück zeigten:

 

Russischer Agrarverdienstorden 2.Klasse avers Russischer Agrarverdienstorden 2.Klasse revers

 

Endlich in 2010 war es mir nun möglich mein Stück mit dem sich in Hillwood befindlichen zu vergleichen. Mein besonderer Dank geht hier an die freundlichen Experten in Hillwood! Es zeigte sich eindeutig, dass beide Stücke nicht nur aus der selben Werkstatt, aber sogar aus dem identischen Werkzeug stammen. War die zweite Klasse in Silber mit diversen Hertsteller-, Feingehalts- und Jahresmarken auf der Agraffe und dem Kreuz versehen,zeigten sich diese bei der ersten Klasse nur auf der Rückseite der Agraffe. Nachfolgend eine detailierte Abildung des echt goldenen Kreuzes:

 

Russischer Agrarverdienstorden 1.Klasse avers Russischer Agrarverdienstorden 1.Klasse avers

Hillwood Estate, Museum & Gardens; Photo by Ed Owen

 

Interessanter Weise befinden sich beide Ordenskreuze an einem echt seidenen Band. 

 

Nachfolgend eine Urkunde für die Verleihung der zweiten Stufe an Wera Valerianonva am 27. Februar 1914:

 

Agrarverdienstorden Russland

 

Der Orden wurde am 14. February 1913 in drei Klassen gestiftet. Die erste Klasse wie oben abgebildet wurde 15 mal verliehen, die zweite Klasse 117 mal und die dritte Klasse, eine silberne Medaille, welche das Kreuz des Ordens in Emaile auf der Vorderseite zeigt, 68 times. Alle Klassen zeigen auf der Rückseite die Inschriften:" 21. Februar 1913" sowie:"Für Verdienst in der Landwirtschaft"

 

Nachfolgend die Abbildungen der Verdienstmedaille:

 

Agrarverdienstmedaille Agrarverdienstmedaille

 

[1] Fabergé at Hillwood; by Anne Odom, The Hillwood Collections Series, 1996, page 56.

[2] Silver Merit medal as offered at Künker Auktion 265, September 26, 2015

 
© A. Schulze Ising, II/2013
 
 
© 2005 medalnet.net aschulzeising@gmail.com