Das preußische Militärverdienstkreuz wird
nicht zuletzt aufgrund seiner niedrigen Verleihungszahl
bezogen auf die Gesamtzahl der Soldaten, als „Pour le Mérite“
für Unteroffiziere und Mannschaften bezeichnet. Verliehen
wurde es bis zum ersten Weltkrieg ein Kreuz aus Gold. Im
ersten Weltkrieg wurde dann schnell zu vergoldetem Silber
umgeschwenkt – die Restbestände von 16 Stück wurden dennoch
aufgebraucht.
Die Popularität dieses Ehrenzeichens,
gerade als Gegenstück zum richtigen Pour le Mérite führte zu
den vielen Fälschungen, die heute auf dem Markt kursieren.
Abgesehen von den plumpen Güssen, den einfachen Nachprägungen
aus unedlem Metall gibt es eine weitere Art der Falsifikation,
die nicht so leicht zu erkennen ist.
Schaut man sich die Hierarchie der
Militär-Ehrenzeichen hierzu etwas genauer an, so stellt man
fest, daß das Militärverdienstkreuz dem eine Stufe niedriger
stehenden Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse vollständig gleicht.
Da sie aus dem gleichen Stempelwerkzeugen kommen, müssen sie
das auch. Eine echte Einladung, ein solches Stück, so es ja
viel höher bewertet wird, zu vergolden und somit aufzuwerten.
Schaut man sich jedoch die Verleihunszahlen,
sollte dies jedoch eines Besseren belehren.
Seit der Stiftung des
Militärverdienstkreuzes am 27.02.1864 konnten folgende
Verleihungen nachgewiesen werden:
Jahr |
Anzahl |
1866 |
16 |
1878/79 |
17
an russische Unteroffiziere fürden
Russischtürkischen Krieg 1877/78 |
1902 |
4
an Russen in China |
1895-1906 |
5
in den Kolonialkriegen |
1914-18 |
1770 |
|
1808 |
Es ist anhand der, wenn auch nicht ganz
vollständigen, Zahlen leicht festzustellen, daß das silberne
Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse mit 917 Verleihungen wenigstens
doppelt so selten ist, wie sein Silber vergoldeter „Zwillingsbruder“.
Dennoch gibt es viele vergoldete Militär-Ehrenzeichen
1.Klasse.
Nur, wie soll man zwei mit dem selben
Prägewerkzeug hergestellte Stücke unterscheiden ?
Glücklicherweise hilft hier das preußische
Punzierungsgesetz, nach dem Silber vergoldete Stücke mit einem
Feingehaltsstempel versehen werden mußten. Dies ist hier der
„938“ Stempel kombiniert mit dem Herstellerstempel („W“ oder
„FR“), den man auf dem silbernen Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse
naturgemäß nicht finden wird.
Hier das von J.Wagner hergestellte Stück
mit den Punzen "W" "938" im unteren Kreuzarm:
Ich
möchte weiterhin auf ein kleines aber wichtiges Detail
aufmerksam machen. Die Stanze die für
die Prägung des Militärverdienstkreuzes
Verwendung fand ging im ersten Weltkrieg kaputt. Das
"T" in Verdienst wird über den Krieg hinweg immer
schlechter.
Hier
eine Detailaufnahme des am 15. Februar 1918 verliehenden
Stückes an Johannes Gewald. Eines der wenigen an
Unterseebootbesatzungen verliehenden Kreuze:
© A. Schulze Ising, XII/99
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