Als sich der 1.Weltkrieg mehr oder
weniger in einen Stellungskrieg wandelte, wurde auch bei der
Herstellung von Orden und Ehrenzeichen ein anderer Kurs
eingeschlagen. Die Mittel wurden knapp.
In Preußen gab es, wie auch in anderen deutschen
Kleinstaaten, von dort an nur noch Silber vergoldete Orden.
Gold war als Werkstoff zu wertvoll und konnte durch Silber
leicht ersetzt werden.
Den Fälschern kam dies sicherlich entgegen, da Sie die meist
schlampige Qualität Ihrer normalerweise in vergoldetem
Silber hergestellten Fälschungen leicht durch die Einflüsse
der späten Kriegsjahre erklären konnten: "Das war halt so im
Krieg..." oder "Es mußte ja gespart werden...". Leider wurde
dabei außer Acht gelassen, daß man wohl am Material sparen
konnte, Stempel für Medaillen/Ehrenzeichen und Orden dennoch
fertigen mußte. Der Lohn eines Gold- bzw. Silberarbeiters
war verglichen mit der Einsparung bei dem Wechsel von
goldenen zu Silber vergoldeten Orden und Ehrenzeichen eher
gering und hatte auf die tatsächlichen Kosten eher einen
geringen Einfluß.
Tatsächlich gab es in den letzten Kriegsjahren Überlegungen
einseitige Ordenszeichen herzustellen (Königreich Sachsen)
oder in Feinzink mit einer verringerten Zahl von
Arbeitsschritten zu fertigen, dennoch mußten Stempel
erstellt werden, die weiterhin von der typischen, und hier
ist die hohe gemeint, Qualität zeugen. Es sei hier z.B. auf
die
Kronen-Orden-Medaille
letztes Modell verweisen.
Als weiteres Beispiel sei hier eine
Variante des preußischen Roten Adler Ordens vorgestellt.
Kurz vorweggenommen, sei gesagt, das die preußischen Orden
und Ehrenzeichen ab dem Materialwechsel mit
Feingehaltsmarken versehen waren, was es dem Sammler
erleichtert die Spreu vom Weizen zu trennen.
Der Tradition oder vielmehr den Feingehaltsgesetzen des 15
löthigen Silbers folgend, waren die in Silber vergoldetem
Material hergestellten Dekorationen mit dem Stempel "938"
versehen - 938 Teile Silber in Tausend Teilen Material bzw.
15 Löth Silber. (Fälschungen tragen meistens den
Stempel "935" wohl ein Lesefehler, denn die originale
Punze - Stempelung - ist sehr oft verschlagen, so das sie
tatsächlich als ein "935" erscheint. Es empfiehlt sich
auch hier eine Lupe zu benutzen und genau nachzuschauen.)
Schauen wir uns also nun einen Roten Adler 2.Klasse mit
Krone und Schwertern an:
Neben der "938" Stempelung am
unteren Kreuzarm neben der Punze "W" für den Hersteller
des Ordens Wagner in Berlin, "FR" für Friedländer wäre u.a.
auch denkbar, findet sich die Punze "938" ebenfalls unter
der Krone. Das Material unter dem Email der Krone ist
guillochiert, was man sehr gut durch eine Lupe, sogar mit
bloßem Auge feststellen kann. Die Schwertern sind
einteilig geprägt und wie für preußische Orden typisch
über ein Gewinde in die Seiten des Medaillons geschraubt.
Zwei Stellen wurden nachträglich mit Weichlot gesichert,
wohl, da sich die Schwerter im Gewinde gelockert haben. |
|
Obwohl es sich um ein Silber vergoldetes
Stück handelt wurde es in einer herausragenden Qualität
hergestellt.
Die nachfolgende Abbildung zeigt eine
"938" Stempelung neben der auf dem Kopf stehenden "W" Punze.
Es handelt sich hier um eine Dekoration des Kronenordens 3.
Klasse mit Schwertern in silber vergoldeter Ausführung:
Beachten Sie bitte, daß auch hier die 9 in der
in der 938 fast wie eine 8 aussieht.
© A. Schulze Ising, V/99
|