veröffentlicht in: "Orden und
Ehrenzeichen", Das Magazin für Sammler und Forscher, Nr.
1 Seite 24, 1999
Das der königlich preußische Rote Adler
Orden zu den variantenreichsten deutschen Orden gehört erfährt
jeder Interessierte spätestens wenn er in einen Deutschland
Katalog über Orden und Ehrenzeichen schaut. Nicht nur das es
verschiedene Modelle und Applikationen, wie Schwerter oder
Krone, gibt, nein, auch die Bänder waren den entsprechenden
Verleihungssituationen angepaßt. So gab es neben dem normalen,
statutenmäßigen Band (weiß mit orangen Seitenstreifen) und dem
Kriegsband (schwarz mit weißen Seitenstreifen) auch ein
zweimal schwarz- und dreimal weiß gestreiftes Band, um das es
hier gehen soll.
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Was ist nun das besondere daran ?
Im Grunde ist dieses Band, genau wie
die Schleife in der 3. sowie das Eichenlaub bei der 2., 1.
und Großkreuzklasse, nur ein Zeichen dafür, daß ein Träger
eines Roten Adler Ordens bereits mit der niederen Stufe
desselben Ordens beliehen war. Jemand der eine 2. Klasse
mit Eichenlaub trug, war bereits vorher mit der 3. Klasse
beliehen worden und jemand der die 3. Klasse mit Schleife
trug war bereits Inhaber der 4. Klasse.
Das besondere Band (Schwarz, dreimal
weiß gestreift) tritt nun nur in der Kombination mit
Schwertern auf. Es zeigt nun zusätzlich zur Schleife an,
daß der Träger derselben Dekoration bereits vorher mit
einer niederen Klasse mit Schwertern beliehen worden war.
Also jemand, der in zwei Fällen, besonders dann im
letzteren, eine außergewöhnliche militärische Leistung
vollbracht hat. |
Sehen wir uns nun folgendes
Beispiel für einen solchen Vorgang an:
Zu Zeiten der Kolonialkriege befand sich
ein gewisser Rittmeister Richard Franz Joseph Haegele als
Kommandeur in der Ostasiatischen Feldbäckerei-Kolonne. Da er
dort scheinbar nicht nur kleine Brötchen gebacken hat, bekam
er am 24.Oktober 1901 den Roten Adler Orden 4. Klasse
verliehen. Die niedrigste Stufe des Ordens am statutenmäßigen
Band.
Asienbewährt, fand er sich kurz darauf
in einer weiteren deutschen Kolonie wieder. Immer noch
Rittmeister, aber (1. Fuhrpark) Kolonnenabteilung der
Schutztruppe für Südwestafrika (heute Namibia). Dort bekam er
für seine Verdienste während der Kämpfe in Südwest die
Schwerter zu seinem Roten Adler Orden 4. Klasse verliehen, der
nun aufgrund der errungenen Verdienste im Kriege am schwarzen
Band mit weißen Seitenstreifen getragen wurde.
Während der Zwischenkriegszeit
wurde unser Mann zeitweise zum Major befördert und bekam
neben dem Dienstauszeichnungskreuz für Offiziere (25
jährige Dienstzeit) am 13.September 1912 ein Ritterkreuz
1. Klasse des königlich sächsischen Albrechtsordens
verliehen. Zu diesem Zeitpunkt war er Kommandeur des
Pommerschen Train Bataillons Nr. 2.
Mittlerweile in Ehren ergraut, wird
er vom Ausbruch des 1. Weltkrieges nicht verschont. Er
verdient sich wie so viele Andere ein Eisernes Kreuz 2.
Klasse, das wie sein Roter Adler Orden 4. Klasse mit
Schwertern am schwarzen Band mit weißen Seitenstreifen
getragen wurde.
Am 14.12.1916 passiert es dann.
Dem Oberst außer Dienst, Haegele, wird der Rote Adler
Orden dritte Klasse mit Schleife und Schwertern am zweimal
schwarz und dreimal weiß gestreiften Band verliehen.
Das besondere ?! Er gehört zu den
wenigen (laut den Auswertungen des Militärwochenblattes
nur 3 Verleihungen im ersten Weltkrieg) die diese Stufe
überhaupt bekommen haben. Nun wurde die 3. Klasse im
ersten Weltkrieg fast gar nicht verliehen und mit
Schwertern schon gar nicht, man hatte ja Eiserne Kreuze
und den Pour le Mérte. Letztere waren ja viel billiger und
populärer. |
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Die beiden anderen mit dieser seltenen
Variante des Roten Adler Orden Beliehenden waren: Oberst z.D.
Schmidt, am 22.12.1917 und Oberst a.D. Klehmet, am 25.05.1918.
© A. Schulze Ising, II/99
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