Auszeichnungen für Militärverdienst hatten
in Preußen eine lang zurück reichende Geschichte. Bereits 1793
wurde an treue Untertanen eine Medaille für „Verdienste um den
Staat“ verliehen. Die Medaillen sowohl für Verdienste um das
Militär als auch für allgemeine Verdienste durchliefen einige
Veränderungen im Laufe ihres Bestehens. Unterschieden wurde
zwischen den Ehrenzeichen für Militär- und Allgemeinem
Verdienst nur durch die Farbe der Bänder.
Da bei den Sammlern und in der gängigen
Literatur immer noch gewisse Unklarheiten vorherrschen, soll
im weiteren wird nur auf die militärische Variante, hier die
1.Klasse, eingegangen; verliehen am schwarzen mit zwei weißen
Seitenstreifen versehenden Band.
Die wohl größte Veränderung war die
Umgestaltung der goldene Medaille 1.Klasse in ein Kreuz. Am
30.September 1814 wurde diese Wandlung wohl nicht zuletzt aus
Kostengründen vollzogen. Immerhin kam man so zu einer
Einsparung von 13 Talern auf unter einem Taler.
Während die 2.Kasse der nun als
Militär-Ehrenzeichen bezeichneten Auszeichnung in Form und
Aussehen dem Vorgänger gleichblieb, wurde am 08.Oktober 1814
die am 30.September 1814 im Wiener Hauptquartier von Friedrich
Wilhelm bestimmte Kreuzform der Berliner Juwelierwerkstatt
Gebrüder Wagner zur Musterfertigung übergeben (Typ 1). Vor
Januar 1815 war das neue Kreuz für Auszeichnungen nicht
verfügbar. Mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes am 10.März
1813 wurde ohnehin der größten Teil an Soldaten der
verbündeten Armeen verliehen, 11 Stück. 1828 waren die Kreuze
der ersten Fertigungsserie für allgemeine und militärische
Verdienste aufgebraucht. Die Generalordenskommission bestellte
mit Schreiben vom 25.Oktober 1828 beim
Berliner Ordensjuwelier Hossauer 200 neue Kreuze zum alten
Preis. Allerdings sollten die neuen Stücke nicht aus 12lötigem
(750/1000), sondern aus 15lötigem (937,5/1000) Silber
hergestellt werden.
Hossauer lehnte den Auftrag ab, da ihm die Herstellung von
Ehrenzeichen 15lötiges Silber zu weich erschien. Daraufhin
bekam Ende November 1828 der Berliner Juwelier Friedrich
Wilhelm Hanff den Auftrag und fertigte aus dem gewünschten
15lötigem Silber (Typ 2). Da das Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse
praktisch nur zwischen 1814 und 1817 verliehen wurde, fand
letzere Prägung wohl nur noch als Ersatzstück für diesen Zweck
Verwendung. Die größte Anzahl wurde als Allgemeines
Ehrenzeichen am weißen mit zwei orangen Seitenstreifen
versehenden Band verliehen (geschätzte Zahl aller Kreuze, die
als militärische sowie allgemein Verdienst Variante verliehen
wurden liegt bei 2000 Stück).
Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse Typ
1 mit Bandring Typ 2
Am 01.Januar 1830 wurde die erste Klasse
des Allgemeinem Ehrenzeichens in die vierte Klasse des
Roten-Adler-Ordens umgewandelt. Mit dem Aufkommen der Feldzüge
in 1848/49 wurden daher Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse in einer
neuen Form verliehen (Type 3). Die neuen Stück entsprachen,
bis auf das avers-seitige Porzellanmittelschildchen, in der
Abmessung und Gestaltung genau dem zweitem Herstellungsmuster
des Roten-Adler-Ordens vierter Klasse von 1846. Statt dem auf
Porzellan gemalten Adlers erschien hier, wie bisher, in drei
Zeilen die geprägte Inschrift „Verdienst um den Staat“.
Diese neue Form des Militär-Ehrenzeichens
hatte nur von 1848 bis 1864 Bestand, wobei es nur 1848/49 in
geringer Zahl zur Verleihung kam und heute zu den seltensten
preußischen Ehrenzeichen gehört.
Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse
Type 4 ohne Punze in hohler Ausführung aus der ersten
Verleihungsserie 1864
Mit königlicher Order wir am 27.Februar
1864 ein Schlußstrich unter der Gestaltungsparallelität zum
allgemeinem Ehrenzeichen gezogen. Von nun an erscheint in zwei
Zeilen zum deutlichen Unterschied „Kriegsverdienst“ (Typen
4). Von diesem Typ lassen sich Stücke mit der Punze „AW“ im
Medaillon-Zylinder, Stücke ohne Herstellermarkung sowie Stücke
mit der Ritzmarke „W“ nachweisen.
Militär-Ehrenzeichen 1.Klasse Type 4 mit Punze "AW" für 1866
Tabelle der Verleihungen:
Verleihungsjahre |
Type |
Anzahl |
1814-17 |
1 |
11 |
1848-49 |
3 |
12 |
1860 |
3 |
2 |
1863 |
3 |
1 |
1864 |
4 |
191 |
1866 |
4 |
415 |
1867 |
4 |
29 |
1902 |
4 |
52 für Russen in China |
1895-1906 |
4 |
201 für die Kolonialkriege |
Nachfolgende Ordenspange wurde von
Schutztruppler getragen. Er erhielt das
Militär-Ehrenzeichen 1. und 2.Klasse:
Bernhard von Schenk erhielt sein
Ehrenzeichen in 1866:
© A. Schulze Ising, XII/99
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