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Die Verleihung der Goldenen Militär St. Heinrich Medaille an Vizefeldwebel Jakob Krems
 

Lorin E. Stapleton

 

publiziert im Magazin des BDOS e.V. "Orden & Ehrenzeichen #61"

 

Jakob Josef Krems erblickte das Licht der Welt am15. Juni 1893 in Mayen (Rheinprovinz).  Am 3 Oktober 1914  leistete er dem sächsichen König seinen Eid als Freiwilliger. Seit dem 15. November 1914 war er Teil der 12. Kompanie des 7. Königlich Sächsichen Infanterieregiments König Georg Nr.106.

 

Der Kampf beginnt

 

Jakob Krems sammelte seine ersten Fronterfahrungen in Ypern.  Während er in Grabenkämpfe in Flandern involviert war wurde er drei mal Krank und musste für längere Zeitabschnitte ins Lazarett. Erst am 4. März 1915, nach völliger Genesung konnte er zur seiner Einheit zurück.

Nach dem frischen Start sollte Krems dann doch wieder im Lazarett enden. Am 10. August 1915 kämpfte er in dem Gefecht bei Narew-Bober und wurde schwer verwundet. Ihm wurde das Eiserne Kreuz 2.Klasse verliehen. Er wurde dann am 12. August ins Lazarett gebracht und blieb dort bis zu seiner völligen Genesung am 27.September 1915. Erst am 22. Oktober 1915 konnte er wieder gesund zu seiner Kompanie stossen, wo er zum Unteroffizier befördert wurde.

Für seine Verdienste während der Kämpfe in der Champagne wurde ihm die silberne Militär St. Heinrichs Medaille am 24. Juni 1916 verliehen. War jedoch sofort zurück im Lazarett für Verwundungen die er sich während der Kämpfe in Somme am 30. Oktober 1916 zuzog. Diesmal war er bis zum 12. Dezember 1916 ausser Gefecht gesetzt.

Am 28. Dezember 1916 kämpfte Krems am "Toten Mann" und dann Anfang 1917 bei Verdun. Vom 25.Januar 1917 bis 28. Januar 1917 war bei den extremen Kämpfen um die Höhe 304 mit dabei. Er bekam dann am 29. July 1917 die kgl. sächs. Silberne Friedrich August Medaille. Er war zu diesem Zeitpunkt in Grabenkämpfe in der Gegend um Njemen-Beresina-Krewo-Smorgon-Narotsch-See-Tweretsch an der Ostfront involviert.

Für besondere Verdienste und Tapferkeit vor dem Feinde wurde er am 24. Dezember 1917 zum Vizefeldwebel befördert. Am 1. Januar 1918 wurde Ihm Sachsens höchste Ehrung zu Teil. Er bekam die Goldene Militär St. Heinrichs Medaille für die Teilnahme an den Grabenkämpfen in Flandern am 26. Dezember 1917.

Am 16. September 1918 kam er, nachdem er Waffenunteroffizier in der 1. Maschienengewehr Kompanie war und hiernach Ausbildung am Maschienengewehr genoss, zur 11.Kompanie des Infanterieregimentes 106. Hier nahm er an den Kämpfen bei Cambrai-St.Quentin vom 16. September bis 8. Oktober 1918 teil.

Am 20.Februar 1918 wurde endlich aus dem Kriegsdienst in Leipzig entlassen. Er war zu dem Zeitpunkt ein höchst dekorierter jedoch arbeitsloser Soldat.

  

1: Umschlagseite seines Militärpaßes.

 

2: Erste Seite mit Gefechtseintragungen mit der Verleihung des Eisernen Kreuzes 2ter Klasse am 10. August 1915.

 

3: Zweite Seite mit dem Eintrag seiner Verwundung und Lazarettaufenthalt.

 

4: Dritte Seite mit den Eintragungen seiner Gefechte und bis dahin verliehenden Auszeichnungen.

 

5: Vierte Seite mit den letzten Kämpfen und seiner Entlassung

 

  

Nach dem Ersten Weltkrieg

 

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt nach dem Krieg heiratete Jakob Krems Anne Kehrig. Anne schenkte Jakob eine Tochter, Hildegard.  Jakob fand Arbeit als Steinmetz, jedoch war die Zeit auch fuer die Krems unglaublich hart. Man entschloss sich also 1927 in die USA auszuwandern.

 

6: Jakob Krems in Uniform und seine Frau Anne.

 

Am " St. Patrick’s Day" 1927 traff die Familie Krems in Cambridge, New Jersey, USA, ein. Sie reisten dann nach Cleveland, Ohio, USA, um sich Verwandten, die bereits vor ihnen ausgewandert waren, anzuschliessen.  Jakob fand auch sogleich Arbeit als Fleischer. In den 1930er Jahren in denen die NSDAP mehr und mehr Einfluss in Deutschland gewann, wurden Jacob Krems und seine Familie als potentielle Feinde der USA gesehen. Seine Kunden berichteten ihm, dass sie vom FBI über Ihn ausgefragt wurden. Es ist heute aktenkundig, dass Jacob seitens der deutschen Behörden mehrmals aufgefordert wurde ins Heimatland zurückzukehren und sich der "Sache" anzuschliessen. Er verneinte jedoch und blieb in den USA.

In dem 1936 erchienenen “Ehrenbuch der Inhaber der Sächsischen Goldenen Militär-St. Heinrichs-Medaille” wird auch Jakob Krems auf Seite 178 aufgeführt.  Es zeigt ihn dort in seiner Uniform des 1.Weltkrieges (dieselbe Photograhpie wie in Abbildung 6). Im Gegensatz zu allen anderen heist es dort nur: “Leider war etwas Näheres über diesen tapferen Kameraden und seine Kampfhandlung, die zur Verleihung führte, bis jetzt nicht zu ermitteln”, so dass bis heute der Tathergang der zur Verleihung der hohen Tapferkeitsmedaille führte leider unbekannt bleibt.  Es ist dort nur das schillersche Reiterlied aufgeführt:

 

7: Der Eintrag im “Ehrenbuch der Inhaber der Sächsischen Goldenen Militär-St. Heinrichs-Medaille”.

 

Was auch immer Jakob Krems tat um die Goldene Militär St. Heinrichs Medaille zu bekommen, war ohne Zweifel mit ausserordentlicher Tapferkeit verbunden. Nur 150 dieser Auszeichnung wurde im 1. Weltkrieg verliehen. Das ist nur eine bezogen auf 7296 sächsische Soldaten.

Es ist erstaunlich, dass Jakob Krems der einzige im ganzen Ehrenbuch ist, bei dem der wirkliche Tathergang fehlt. Hat er sich hier vielleicht das Reiterlied gewünscht und man ist seinem Wunsch nachgekommen? Jakob Krems hatte tatsächlich eine Ausgabe des Ehrenbuches in seinem Besitzt, das bis heute bei seinen Nachkommen verweilt. Es gab noch zwei weitere Träger der goldenen Medaille die ebenfalls in die USA auswanderten.

Jakob und Anne, so berichtet die Familie, gingen desöfteren mit Ihrer tochter Hildegard zu den "German Cultural Gardens" in Cleveland an Sonntagen um von der sich dort befindlichen Goethe-Schiller Statue anzusehen und um von den dort angebrachten deutschsprachigen Plaketen abzulesen um sich so die deutsche Sprache nicht zu entfremden.

Jakob Krems starb 1958 und ruht in Cleveland, Ohio.

 

Seine Auszeichnungen

 

Die an Jakob Krems verliehende goldene Medaille ist unten zu sehen. Seine war aufgrund der späten Verleihung aus vergoldeter Bronze gefertigt. Die Initialien des Stempelschneiders Karl Christian Friedrich Ulbricht sind wie üblich auf dem Hals des Koenigs zu sehen: "F.U.". Die für die offiziel verliehenen bronze vergoldeten Medaillen typische, "o"-förmige Punze ist auf ca. 3 Uhr am Rand der Medaille eingeschlagen. (Abbildung 15). Die Medaille wiegt 18.1g inclusive des Bandringes. Die Medaille befand sich in dem originalen roten Verleihungsetui und zeigt auf dem Deckel die Inschrift: “St. Heinrichs=Med./in Gold”.

1914 wurden 110 echt goldene Medaillien bei der kgl. sächs. Münze gefertigt 1915 folgenten weitere 15 Medaillien. 1917 wurden dann 50 Medaillen in vergoldeter Bronze auf den selben Stemplen gepraegt. 1918 folgten weitere 60. Insgesamt wurden so 125 echt goldene sowie 110 in vergoldeter Bronze gepraegt.

Von diesen so gefertigten Medaillen wurden 97 der echt Goldenen von 1914 bis zum Ende 1917, und 53 der Bronze vergoldeten zwischen 1917 bis 1918 verliehen.

Die Bronze vergoldete Version mag so zwar nicht die edelste Version der Medaille sein, jedoch Aufgrund ihrer kleineren Auflage die seltenere.

 

8: Die Auszeichnungen des Jakob Krems.

 

9: Jakob Krems Eisernes Kreuz 2.Klasse.

 

10: Die Inschrift auf dem Etui der goldenen Medaille.

 

11:  Die Medaille im Etui.

 

12: Vorderseitendetail der goldenen Medaille.

 

13: Rückseitenseitendetail der goldenen Medaille.

 

14: Detail der runden Stempelmarke.

 

Neben dem Militärpaß, Eisernen Kreuz mit originalem Band und der goldenen Heinrichsmedaille mit Band im Euti schaften es auch zwei Bandabschnitte der Friedrich August Medaille über den grossen Teich in die USA.

Es gibt keinen Hinweis darauf das Jakob Krems jemals ein Verwundetenabzeichen verliehen bekam, obwohl er aufgrund seiner zahlreichen Verwundungen und Lazarettaufenthalte sich für ein derartiges Abzeichen qualifiziert hätte.  Leider scheinen seine Friedrich August Medaille sowie alle Verleihungsurkunden und Papiereverschollen zu sein.

 

Ich bedanke mich bei Mr. James Fasnacht in Cleveland, Ohio, für seine Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels.

 

Referenzen

  • Couch, Steve. The German Cultural Gardens. http://academic.csuohio.edu/clevelandhistory/culturalgardens/Gardens/Germany/GermanEssay1.htm (14 July 2008).

  • v. Hessenthal, Waldemar Hesse Edlen Dr. und Schreiber, Georg. Die tragbaren Ehrenzeichen des Deutschen Reiches. Verlag Uniformen-Markt Otto Dietrich. Berlin, 1940.

  • Roth, Erhard. Die Verleihungen des königlich sächsischen St. Heinrichs-Ordens und seiner Medaillen im Ersten Weltkrieg 1914-1918. PHV Phaleristischer Verlag Michael Autengruber. Offenbach, 1998.

  • Weber, Dieter, Arnold, Paul, und Keil, Peter. Die Orden des Königreiches Sachsen. Graf Klenau Verlags GmbH. Offenbach, 1997. 

  • Ehrenbuch der Inhaber der Sächsischen Goldenen Militär-St.-Heinrichs-Medaille. Herausgeber und Verleger: Die Kameradschaft “Inhaber der Sächsischen Goldenen Militär-St.-Heinrichs-Medaille”. Dresden, 1936.

© Andreas M. Schulze Ising V/2008
 
 
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