Das preußische Ordensystem kannte eine
Vielzahl von Orden und Ehrenzeichen. Eine nicht
unbeträchtliche Zahl an Ordensherstellern begleitete diese
über 200 Jahre Ordensgeschichte. Einer der herausragensten
Ordensjuweliere war Johann George Hossauer(*5.Oktober 1794, +
14. Januar 1874), über dem im nachfolgenden berichtet werden
soll.
Roter Adler Orden Kreuz 3.Klasse 1830-1845
gepunzt: "Hossauer" im unteren Kreuzarm
avers
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Nach einer Klempnerlehre lernte er nach
1815 in Paris Goldschmied. Er wurde dort Werksmeister und
eröffnete schließlich 1819 in Berlin eine Fabrik für
Waren aus Platina, Gold, Silber, Bronze und gold- und
silberplatiertem Kupfer nach Englischer Art. 1822
erhielt er die goldene Preismedaille auf der ersten
Gewerbeausstellung. 1826 wurde er von Wilhelm III. mit dem
Titel Goldschmied Seiner Majestät des Königs
ausgezeichnet. Im Jahr 1827 erhielt er den Roten Adler
Orden 4.Klasse verliehen, 1839 den Roten Adler Orden
3.Klasse mit der Schleife für die Entwicklung von
Brandraketen für Infanterie-Gewehre. 1841 wurde die
Feuervergoldung zugunsten der auch heute noch verwandten
galvanischen Vergoldung aufgegeben. Im Jahre 1844
beschäftigte Hossauer 63 Personen in seiner Werkstatt und
34 Personen außerhalb; seine Fabrik und das Warenlager
führte er in der Kronenstraße 28. Nach Fertigstellung des
Glaubensschildes für den älternen Sohn der Königin
Victoria von England überbrachte er diesen und wurde mit
der Großen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft
des Prince of Wales ausgezeichnet. 1858 wurde er
Kommerzienrat, im Jahr 1859 bei Aufgabe seines Geschäftes
erhielt er den Titel Alt-Goldschmied Seiner Majestät
des Königs (Friedrich Wilhelm IV.), wurde im Jahr 1863
Geheimer Kommerzienrat und erhielt das Kreuz der Ritter
des Hausordens von Hohenzollern. Im Jahr 1867 wurde ihm
noch die 2.Klasse des Kronenordens verliehen. |
reverse
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Die Bedeutung die J.G. Hossauer für den
Entwurf, die Entwicklung und die Anfertigung von Orden und
Ehrenzeichen, nicht nur in Preußen, war ganz
außerordentlich. Nach 1840 schuf er in Zusammenarbeit mit
König Friedrich Wilhelm IV. die Ordensketten für den
Schwarzen Adler-Orden. Die letzte Formveränderung des
Ordens Pour le mérite ging auf ihn zurück. Die Entwicklung
von massiv silbernen Bruststernen, die in ihrer grazilen
Konstruktion den sehr eleganten
gestickten Fehrmann-Stücken gleichkam, stammte aus
seiner Werkstatt. Der Entwurf und die Erstausführung des
Hausordens von Hohenzollern kamen gleichfalls von
Hossauer. Möglicherweise stammte auch die Form des
Kronenordens, zumindest was seine technische Fertigung
bestraf, von ihm, denn er blieb auch nach seinem
Ausscheiden aus der geschäftlichen Tätigkeit im Jahr 1859
beratender Goldschmied des Königs. Die
Großkreuzauszeichnungen des Ordens Pour le mérite im Jahre
1866 und der Entwurf der Kriegsdenkmünze von 1871 gingen
auf Hossauer-Entwürfe zurück.
Hossauer war der Goldschmied für die
großen Ereignisse. Seine Entwürfe und Ausführungen von
Gold- und Silberarbeiten waren nicht nur kunstgewerbliche,
sondern kuluturelle Höhepunkte im 19.Jahrhundert. Er war
neben Humbert & Sohn der Gold- und Silberschmied des
Königshauses. |
Entsprechend seinem Können und seinem Ruf
waren auch die Preise, die Hossauer in Rechnung stellte. Wie
aus der erhalten gebliebenen Korrespondenz im Zusammenhang mit
den Entwürfen für die Stiftung des Hausordens von Hohenzollern
im Jahre 1841 hervorgeht, wurden seine Preise von anderen
Ordensjuwelieren deutlich unterboten. Dieser Umstand dürfte
auch die General Ordenskommision veranlaßt haben, ihre
Bestllungen nur im geringen Umfang bei Hossauer aufgegeben zu
haben, da sie, wie hier dargelegt, an feste Einkaufsprise
gebunden war. Wohl auch aus diesem Grunde sind die
qualitätsmäßig hervorragenden Ordenrealien heute so selten.
Oft sind es Luxus Zweitanfertigungen, die naturgemäß nach dem
Tod des Beliehenden nicht zurückgegeben werden mußten und so
erhalten geblieben sind.
Die von Hossauer gefertigten Stücke tragen
die folgenden Punzen:
Ordenskreuze: HOSSAUER
Ordensterne: HOSSAUER/BERLIN/15/LÖTH
Revers eines Stern zur
1.Klasse mit Hossauermarke |
Avers |
© A. Schulze Ising, IX/99
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