Das Herzogtum Braunschweig; ein schönes
Sammelgebiet. Ein Sammelgebiet, das Dank einiger Experten
mit einem Fachbuch über die Orden und Ehrenzeichen fast
erschlossen ist, und somit dem nicht so versierten Sammler
als roter Faden durch seine Sammeltätigkeit helfen kann.
Besonders interessant, so wird jeder Sammler empfinden, sind
die Angaben zu den Verleihungszahlen, obwohl diese schnell
ernüchtern können, wenn es darum geht , einen Orden komplett
zu zusammenzutragen. Jeder Sammler stößt bei dem Versuch
Stücke mit Schwertern zu erwerben schnell an seine Grenzen.
So heißt es da zu den Verleihungen des Ordens Heinrichs des
Löwen:
Klasse: |
Verleihungen ohne Schwerter |
Verleihungen mit Schwertern |
Großkreuz |
473 |
36 |
Kreuz 1.Klasse |
120 |
2 |
Kommandeurkreuz 1.Klasse |
523 |
36 |
Kommandeurkreuz 2.Klasse |
903 |
59 |
Offizierkreuz |
228 |
3 |
Ritterkreuz 1.Klasse |
1778 |
109 |
Ritterkreuz 2.Klasse |
1837 |
51 |
Kreuz 4.Klasse |
532 |
1 |
Um so erfreulicher ist es deshalb, wenn
dann tatsächlich einmal eines dieser selteneren Stücke
auftaucht. So konnte der Autor vor kurzem ein Ritterkreuz
zweiter Klasse mit Schwertern erwerben.
Die Freude war um so größer, als es sich tatsächlich um ein
probemäßiges Stück mit Schwertern durch die Mitte handelte.
Man muß hierzu wissen, daß es bei den Schwertern zwei
Varianten gibt, die wiederum verschiedentlich selten sind. Zum
einen die Schwerter unter dem Kreuz ( ab 12.09.1870 ), eine
recht gewagte und abbruchanfällige Konstruktion, zum anderen
Schwerter durch die Mitte ( ab 15.03.1909 ).
Die Verleihungszahlen dieser Klasse
schlagen sich nach Reckewell/Fischer folgender Maßen zu Buche:
|
Schwerter unter dem Kreuz |
Schwerter durch die Mitte |
Ritterkreuz 2.Klasse |
49 |
2 |
Wahnsinn, eines von zwei Originalen !? Da
der Autor vor Jahren schon einmal eines erwarb, schien er also
nun Besitzer der beiden einzigen Originale zu sein. Leider
weit gefehlt, denn bei näherem Betrachten der beiden Stücke
zeigte sich, daß das eine einmal ein Stück mit Schwertern
unter dem Kreuz war, während das andere nach wie vor ein Stück
mit Schwertern durch die Mitte ist ( Vergleiche Abbildung ).
Wahrscheinlich brachen dem Träger des Kreuzes mit den
Schwertern unter dem Kreuz selbige ab, wonach bei der
Reparatur vermutlich wegen der Statutenänderung 1909 die
Schwerter in der neuen Manier durch die Mitte angebracht
wurden. Rückgabe und Umrüstung der Schwerter sind aufgrund der
erst 1909 eingeführten Rückgabepflicht von Kriegsdekorationen
auszuschließen.
Dennoch bleiben die Verleihungszahlen fraglich, da laut
Reckewell/Fischer selbst die Zahlen unvollständig sind.
Dem Autor sind jedoch auch keine Unterlagen oder Trägerphotos
bekannt, die dies beweisen oder wiederlegen könnten.
Quelle: [1] Stätisches Museum
Braunschweig; Arbeitsberichte; Roger Reckewell/Jens
Fischer:“Orden, Ehren- und Abzeichen des Herzogtums
Braunschweig Lüneburg von 1809 bis 1918“; 1987
© A. Schulze Ising, VII/99
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