Markus Bodeux
Anfang 1884 mehrten sich die Beschwerden
deutscher Kaufleute in Kamerun bezüglich Übergriffen der
Einheimischen Bevölkerung. Die Häuptlinge wurden von den
anderen Kolonialmächten, die hier Ihre Interessen gefährdet
sahen, bestochen und beeinflußt die bestehenden Verträge zu
brechen.
Die Reichsregierung sah sich daher genötigt, die deutschen
Erwerbungen in Kamerun unter den Schutz des Deutschen Reiches
zu stellen und dort, wie die anderen Kolonialmächte,
Hoheitsrechte auszuüben.
Zu diesem Zweck wurde mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 27.
September 1884 das „Westafrikanische Geschwader“ gebildet und
mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 30. September 1884 unter
den Befehl des Konteradmirals Eduard Knorr gestellt.
Eduard von Knorr
8.3.1840 –17.2.1920
Der erbliche Adel wurde
von Knorr mit AKO vom 18. Januar 1896 verliehen, mit AKO
vom 15. Juni 1898 erhielt er den Hohen Orden vom
Schwarzen Adler.
Auf dieser
Fotografie trägt von Knorr das Eiserne Kreuz 2. Klasse
1870, daß er als Kommandant des Kanonenbootes METEOR für
das Gefecht mit dem französischen Aviso BOUVET vor
Havanna erhalten hatte, und den Roten-Adler-Orden 2.
Klasse mit Schwertern und Eichenlaub, der ihm für das
Unternehmen in Kamerun 1884 verliehen wurde.
Die Krone zum Roten-Adler-Orden erhielt
von Knorr am 24. Juni 1894. |
|
Die vom Kaiser eigenhändig unterzeichnete
Einsatzorder für Konteradmiral Knorr ermächtigt diesen
eindeutig zu kriegerischen Maßnahmen:
„......Sollten Verletzungen deutscher
Rechte oder deutscher Personen durch Eingeborene in den
unter das Protektorat Seiner Majestät gestellten
Küstenstrichen zu Ihrer Kenntnis kommen, so habe Sie –
sofern Ihnen anderer Wege zur Erledigung des Falles nicht
möglich oder rätlich erscheinen – mit Waffengewalt
einzuschreiten.“
Andererseits sah Seine Majestät durchaus
die Gefahren, die in diesem erstmaligen direkten Eingriff in
die Interessensphären der anderen Kolonialmächte lagen:
„.......Konflikten irgendwelcher Art mit
Angehörigen oder Kriegsschiffen anderer europäischer
Nationen haben Sie mit Sorgfalt aus dem Wege zu gehen.
Sollte es dennoch zu solchen kommen, so werden Sie es als
Ihre Aufgabe zu betrachten haben, dieselben durch eine
durchaus friedliche Haltung beizulegen.“
Die Schiffe verließen Wilhelmshaven am 30.
Oktober. Das Geschwader bestand aus den Kreuzerfregatten
BISMARCK, Knorrs Flaggschiff, und GNEISENAU, sowie den
Kreuzerkorvetten OLGA und ARIADNE. In Porto Grande auf den
Kapverdischen Inseln wurden GNEISENAU und ARIADNE dem
Geschwader entzogen und zur Übernahme anderer Aufgaben
entsandt.
BISMARCK und OLGA erreichten die
afrikanische Küste Anfang Dezember und an-kerten am 17.
Dezember in der Mündung des Kamerunflußes. Am 20. Dezember
wurde das Landungskorps des Geschwaders ausgeschifft und mit
Hilfe zweier kleiner Küstendampfer gelandet. OLGA lief wegen
ihres geringeren Tiefganges weiter in die Flußmündung ein, um
die Siedlungen der Aufständischen unter Artilleriebeschuß zu
nehmen.
Das aus 18 Offizieren, 2 Ärzten und 287 Mann bestehende
Landungskorps brach den Widerstand der Aufrührer noch am
gleichen Tage und vertrieb sie in die Mangrovenwälder. In der
folgenden Nacht und am 21. Dezember konnten die meisten
Rädelsführer festgenommen werden. Die Landung hatte auf
deutscher Seite einen Gefallenen und 8 Verwundete gekostet.
Konteradmiral Knorr verhängte über den Küstenabschnitt den
Belagerungszustand und erklärte die Blockade. Damit war die
Ruhe wieder hergestellt und der Schutz der deutschen Kaufleute
gewährleistet.
Während auf Konteradmiral Knorr auf
BISMARCK noch weitere Aufgaben im Pazifischen Ozean warteten,
traf OLGA am 25. Mai 1885 wieder in Kiel ein.
Der Kaiser war von der militärischen
Leistung seiner Matrosen so beeindruckt, daß er ein Kommando
von einem Obermaaten und 8 Matrosen nach Berlin beorderte, um
dort am 3. Juni 1885 vor dem Kaiserlichen Palais die
Doppelposten zu stellen. Sie waren die ersten Angehörigen der
Marine, denen diese Ehrung zuteil wurde.
S.M.S. OLGA |
Bereits vor dem Eintreffen der OLGA in Kiel
wurden den Angehörigen des Westafrikanischen Geschwaders mit
Allerhöchster Kabinettsorder vom 5. Mai 1885 für ihre
Verdienste bei der Unternehmung folgende Auszeichnungen
verliehen:
Marineverordnungsblatt 1885, Nr. 10, S.
99 |
Korvettenkapitän Louis
Riedel, s. Zt. 1. Offizier S.M.S. OLGA,
mit dem Roten-Adler-Orden
4.Kl. mit Schwertern |
Weiterhin wurden dem Korvettenkapitän
Bendemann das Komturkreuz 2. Klasse mit Schwertern, dem
Leutnant zur See von Hoepner und dem Unterleutnant zur See von
Ernsthausen das Ritterkreuz 1. Klasse mit Schwertern des
Königlich Württembergischen Friedrichsordens verliehen. (A.K.O.
vom 18. Juli 1885)
Mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 4.
Juni 1885 wurde die Anrechnung der Kriegsdienstzeit für diese
Unternehmung festgelegt:
„.........Für den Stab des
Westafrikanischen Geschwaders und die Besatzungen Meiner
Kreuzerfregatte „Bismarck“ und Meiner Kreuzerkorvette „Olga“
ist die im Dezember des Jahres 1884 ausgeführte militärische
Aktion in und bei Kamerun als ein Feldzug im Sinne des §.23
des Gesetzes, betreffend die Pensionierung und Versorgung
der Militärpersonen des Reichsheeres und der Kaiserlichen
Marine vom 27. Juni 1871, anzusehen.“
Spange
KAMERUN 1884 zur Kolonialdenkmünze |
In der Stiftungsurkunde wird bezüglich der
Spange KAMERUN 1884 ausdrücklich auf diese Kabinettsorder
bezuggenommen. Die Besatzungen von BISMARCK und OLGA,
einschließlich des Geschwaderstabes, umfaßten ca. 690
Personen, darunter die folgenden Seeoffiziere,
Marineingenieure und Marineärzte:
Bachmann Unterleutnant zur See BISMARCK
Bartz Marinezahlmeister BISMARCK
Basse, von Leutnant zur See OLGA
Bendemann Korvettenkapitän OLGA, Kommandant
Bethge Kapitänleutnant OLGA
Bugge, Dr. Marinestabsarzt BISMARCK
Buschmann Maschinenunteringenieur OLGA
Dammann, Dr. Marineassistenzarzt 2. Kl. BISMARCK
Ernsthausen, von Unterleutnant zur See OLGA
Etzel, von Secondelieutenant OLGA, kdt. vom Seebataillon
Fischer, Dr. Marinestabsarzt OLGA
Garbe Maschinenunteringenieur OLGA
Gildemeister Leutnant zur See OLGA
Gotzhein Seekadett OLGA
Hoffmann Unterleutnant zur See OLGA
Holtzendorff, von Leutnant zur See Westafrikanisches
Geschwader, Flaggleutnant
Höpner Leutnant zur See OLGA
Karcher Kapitän zur See BISMARCK, Kommandant
Kölle Unterleutnant zur See BISMARCK
Knorr Konteradmiral Westafrikanischer Geschwader, Chef
Meier III. Unterleutnant zur See BISMARCK
Meyer II. Leutnant zur See BISMARCK
Mießner Unterleutnant zur See BISMARCK
Moltke, Graf von I. Leutnant zur See BISMARCK
Riedel Kapitänleutnant OLGA, 1. Offizier
Roeske Maschinenunteringenieur BISMARCK
Scheer Unterleutnant zur See BISMARCK
Schmidt II. Unterzahlmeister OLGA
Schnars Leutnant zur See BISMARCK
Stiege Leutnant zur See BISMARCK
Wilm Kapitänleutnant BISMARCK, 1. Offizier
© A. Schulze Ising, I/00 |